Der Bezug zur Historie und die Verortung in der Stadtmitte haben eine formkonstituierende Bedeutung für die Skulptur „System: Diamond“. Die Stadt Röthenbach erlebte durch die Produktion von Graphitelektrodenstäben einen wirtschaftlichen Aufschwung, der mit einer sozialen Stadtplanung und einem großflächigen Siedlungsbau einherging. Die von Lena Policzka eigens für den Marktplatz entwickelte Lichtskulptur soll die neugeschaffene Stadtmitte durch die Verhandlung ihrer Geschichte als Industrie-Denkmal mit einer aufbrechenden Energie kennzeichnen.
Die Illuminierung der Skulptur versteht sich als bildhafte Reminiszenz an die Graphitelektroden, die in Kohlebogenlampen ihre Verwendung fanden. Darin berühren sich die Stäbe knapp nicht, entfachen aber unter Strom einen gleißend hellen Lichtbogen. Formal überbrückt das Licht den physischen Spalt und schließt optisch die stabile Gitterkonstruktion. Diese visuelle Erfahrung erinnert an die Funktionsweisen von Synapsen in den menschlichen Nervenzellen. Impulse werden über die Nervenbahnen transportiert, münden in den Endpunkt einer Nervenleitung und werden über den synaptischen Spalt auf die nächste Nervenzelle weitergeleitet. Der Graphit-Lichtbogen fungiert so innerhalb der Skulptur als eine Art Licht-Synapse und soll gesellschaftliche Leitbilder, wie Interaktion zwischen Menschen, als auch Innovation durch gemeinsames Weiterdenken symbolisieren.